Geschichte des Stadttheaters
1827
Stadtgründung
1837
Erste freie Schaustellergruppen geben Theatervorstellungen in der Stadt.
1867
Gründung des Stadttheaters Bremerhaven als Mehrspartentheater.
1. April 1894
Das Theater im Volksgarten wird eröffnet.
11. April 1903
Die Bühne im Volksgarten wird feuerpolizeilich geschlossen.
1903
Unterzeichnung des Gründungsvertrags für die Theater-Gesellschaft AG durch Bremerhavener Bürger.
1903
Die Stadt erklärt sich bereit, den Bau eines Theaters zu unterstützen, wenn von den veranschlagten Kosten von 700 000 Mark 150 000 Mark aus Privatmitteln (Spenden oder zinslose Darlehen) zur Verfügung gestellt werden.
Dezember 1904
Da die Stadt grundsätzlich bereit ist, das Theater zu bauen, beschließt die Theater-Gesellschaft AG ihre Liquidation, da sie ihren Zweck erfüllt sieht.
1906
Die Stadt erwirbt vom Staat den «Kanonenplatz» und die drei benachbarten Grundstücke von Privatpersonen.
6. Mai 1910
Nach langwierigen Beratungen, einem Architektenwettbewerb und Diskussionen über verschiedene Entwürfe beschließen der Stadtrat und das Stadtverordnetenkollegium ein Theater nach dem Entwurf von Oskar Kaufmann zu errichten. Kosten: 625 000 Mark.
Oktober 1910
Grundsteinlegung
1910
Die Leitung des Hauses wird dem in Bremen tätigen Oberregisseur Gustav Burchard übertragen, der mit der Stadt einen Pachtvertrag – zunächst über fünf Jahre, dann wiederholt verlängert – abschließt.
1. Oktober 1911
Feierliche Eröffnung des Theaters mit Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy.
1914
Trotz Beginn des 1. Weltkrieges wird der Spielbetrieb aufrechterhalten, die wirtschaftliche Lage des Theaters verschlechtert sich aber zunehmend.
1. Mai 1919
Das Theater geht in städtische Regie über, Intendant Burchard bekommt einen 5-Jahres-Vertrag, der mehrfach bis zum Ende der Spielzeit 1930/1931 verlängert wird.
1924
Bei der festlichen Premiere von Salome dirigiert Komponist Richard Strauss selbst.
2. März 1925
Erstes Gastspiel der Waterkant-Speeldeel, der späteren Niederdeutschen Bühne Waterkant.
1931
Adolph Rampelmann wird Intendant, erstmals wird ein Bühnenbildner engagiert, der auf die Inszenierungen abgestimmte Bühnenbilder entwirft. Erstmals verfügt das Stadttheater auch über ein eigenes Ballettensemble. Die Leitung des Balletts hat Christel Ebling, die über ein Ensemble von einer Solotänzerin und acht Tänzerinnen verfügt.
1933
Adolph Rampelmann muss aus politischen Gründen ausscheiden. Gustav Deharde wird Intendant, im Spielzeitheft finden sich Aussprüche von Hitler und Goebbels.
1935
Edwin Burmester wird Intendant. Höhepunkt dieser 25. Spielzeit ist die Festwoche mit Opern, Operette und einer Uraufführung im Schauspiel. Ein Gastspiel der Niederdeutschen Bühne Waterkant gehört auch zum Programm.
1937
Dr. Hans Preß wird Intendant. Da es keine Kammerbühne gibt, werden drei Komödien im Kleinen Saal der Stadtthalle gezeigt.
1939
Trotz Ausbruch des 2. Weltkrieges wird weitergespielt. Auf der Rückseite der Programmzettel sind Hinweise für das Verhalten bei Fliegeralarm abgedruckt. Gastspiele aus Bremen und Oldenburg, v.a. in der Oper, bereichern das Programm. Das Stadttheater Bremerhaven gastiert in Lazaretten in Wesermünde und Cuxhaven.
1942
Das Orchester bietet in der Wintersaison Sinfoniekonzerte an und spielt in der Stadthalle Beethovens 9. Sinfonie.
18. September 1944
In der Nacht wird das Theater bei einem schweren Bombenangriff auf Bremerhaven vollständig zerstört. Nur Reste der Fassade bleiben stehen.
1945
Bereits sieben Wochen nach Beendigung des Krieges wird im Rathaus über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs beraten. Die Militärregierung erteilt dazu die Erlaubnis. Dr. Preß ist als Intendant politisch nicht mehr tragbar, so dass Karl-Georg Saebisch, der seit 1939 im Ensemble ist, als vorläufiger Intendant eingesetzt wird.
20. Oktober 1945
Der Spielbetrieb wird im Bürgerhaus Lehe mit Katharina Knie von Carl Zuckmayer eröffnet. Es gibt zunächst keine Kostüme. Nach längeren Verhandlungen leiht das Stadttheater Wilhelmshaven – gegen eine Garantie der Stadt Bremerhaven, dass diese pfleglich behandelt und zurückgegeben werden – Kostüme aus. Das Publikum bringt Briketts zu den Aufführungen mit, damit der Theaterraum beheizt werden kann. Innerhalb einer Woche werden 5000 Anrechte verkauft, an der Kasse steht man für Eintrittskarten Schlange.
1947
Das Orchester wird von 27 auf 36 Musiker aufgestockt und die Oper kehrt auf den Spielplan zurück. Bereits zurvor gestaltete das Städtische Orchester wieder Philharmonische Konzerte. Hans Kindler gastiert erstmals als Dirigent. Ab 1948 leitet er das Orchester lange Jahre.
1948
Jugendkonzerte werden in Zusammenarbeit mit den Schulen etabliert. Besonders erwähnenswert ist eine Aufführung von Peter und der Wolf. Sprecher ist Eduard Marks, der später in der berühmt gewordenen Faust-Verfilmung mit Gustav Gründgens den Wagner spielte.
1949
Das Spielzeitheft enthält einen Aufruf der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbau des Bremerhavener Stadttheaters e. V. an die Bremerhavener Bürger, mitzuwirken, dass aus den Ruinen des alten Stadttheaters «eine würdige Stätte edelster Kunstpflege» neu entsteht. Die Gesellschaft Bremerhaven 1947 stellt fest, dass der Wiederaufbau dem allgemeinen Wunsch der Bremerhavener Bevölkerung entspricht. Unterstützung verspricht nicht nur die Bremerhavener Wirtschaft, sondern auch Bürgermeister Kaisen aus Bremen.
21. Januar 1950
Ein Theaterball wird als Werbeveranstaltung in den Vorräumen des Tivoli-Lichtspieltheaters arrangiert. 10.000 DM Überschuss werden für den Wiederaufbau erwirtschaftet.
9. August 1950
Beginn des Wiederaufbaus. Die alte Fassade von Kaufmann soll erhalten werden. Der Rest des Theaters aber nach dem Stand der modernen Technik neu gebaut werden.
1951
Um die schlecht besuchten Vorstellungen im Kleinen Saal des Bürgerhauses aufzuwerten, verlagert man die Veranstaltungen in die komfortablere Aula der Bürgermeister-Smidt-Schule. Zur Eröffnung mit Wilders Unsere kleine Stadt werden Ehrenkarten an Schüler mit besonders guten Deutsch-Zensuren ausgegeben. Die Vorstellungen sind ein großer Erfolg.
15. Mai 1951
Auf dem heutigen Ernst-Reuter-Platz wird die Theaterlotterie eröffnet, die mit der damit verbundenen Spendenaktionen nahezu 300.000 DM einbringt.
3. September 1951
Richtfest mit Konzert des Städtischen Orchesters und Ansprache des Oberbürgermeisters.
10. April 1952
Letzte Vorstellung im Bürgerhaus.
12. April 1952
Der Oberbürgermeister übergibt das Stadttheater an die Intendanz. Es folgt eine geschlossene Festaufführung von Don Giovanni.
1952
Von 1952 bis 1956 ist Herzlieb Kohut Mitglied im Schauspielensemble des Stadttheaters Bremerhaven. 2005 gründet ihr Mann Hans-Jürgen Moje die Herzlieb Kohut Stiftung, die seitdem jährlich hervorragende künstlerische Leistungen am Stadttheater auszeichnet.
18. Oktober 1955
Das Kleine Haus wird in den ehemaligen Räumlichkeiten der Kunsthalle eröffnet.
1956
Horst Vogt wird Ballettchef und Solotänzer und hat diese Position elf Jahre inne.
1961
Erich Thorman wird Intendant.
1963
Karl Georg Saebisch kehrt als Nathan auf die Bühne des Stadttheaters zurück.
1964
Mit der späten Deutschen Erstaufführung von Giuseppe Verdis Attila erregt das Stadttheater international Aufsehen.
1967
Dr. Jürgen Waidelich, der bereits seit 1959 als Chefdramaturg und stellvertretender Intendant am Stadttheater engagiert war, wird Intendant.
3. September 1967
Beginn der 100. Spielzeit. Heinz Manniegel wird für ein Jahr Ballettchef, erstmals besteht das Ballettensemble nicht nur aus Frauen, sondern aus vier Tänzerinnen und vier Tänzern.
1968
Gudrun Kreutzberger wird Ballettchefin. Das Ballett gestaltet jetzt zunehmend eigene Abende neben den Auftritten in Musical und Operette. Kreutzberger bleibt 25 Jahre im Amt.
1971
Einrichtung einer Theaterreformkommission, die nach Wegen suchen soll, das Stadttheater wirtschaftlicher zu betreiben. Die Abschaffung des Musiktheaters steht zur Debatte. Eine Fusion mit dem Bremer Theater wird bald ausgeschlossen.
1972
Als Ergebnis der Theaterreformkommission sollen verstärkt Schulen angesprochen werden, um jüngeres Publikum für das Theater zu begeistern. Das Programm 99 Wege zum Theater erscheint. Außerdem wird ein Theaterrat gebildet, der den Intendanten in künstlerischen Fragen beraten soll. Vorsitzender wird Oberbürgermeister Werner Lenz.
1974
Walter Ruppel wird Intendant.
1979
Walter Ruppel veröffentlicht in der Nordsee-Zeitung eine Karikatur, die das Mitbestimmungsmodell persifliert. Die folgenden Querelen beenden die Intendanz Ruppels.
1981
Siegfried Wittig wird Intendant. Unter seiner Intendanz und der Leitung von Peter Koettlitz entstehen überregional beachtete Jugendtheaterprojekte.
5. September 1987
Spiel’s noch einmal, Sam hat Premiere und läuft ab diesem Zeitpunkt zehn Spielzeiten lang vor ausverkauftem Kleinen Haus.
1988
Dr. Dirk Böttger wird Intendant.
1993
Der Brasilianer Ricardo Fernando wird Ballettdirektor. Er muss um den Erhalt der Tanzsparte kämpfen, da diese den erforderlichen Sparmaßnahmen zum Opfer zu fallen droht. Mit großem Engagement und besonders erfolgreichen Produktionen gelingt der Erhalt des Balletts am Stadttheater.
1994
Peter Grisebach wird Intendant.
1997
Beginn der Sanierung, nachdem dem Theater wegen Baufälligkeit die Schließung droht. Durch die Spendenaktion «step by step» des Theater-Fördervereins und der Einführung des Theatertalers wird Geld gesammelt, das gemeinsam mit den Mitteln der öffentlichen Hand und der Stiftung Wohnliche Stadt sowie durch die Beteiligung der Sparkasse Bremerhaven an der Finanzierung, den Umbau ermöglicht. Die Vorstellungen finden an verschiedenen Orten in der Stadt statt.
2000
Stephan Tetzlaff wird Generalmusikdirektor. Jörg Mannes wird Ballettchef. Der Umbau des Theaters wird am 1. Dezember abgeschlossen. Das Haus wird mit Grisebachs Neuinszenierung von Verdis Attila eröffnet.
2004
Sergei Vanaev wird Ballettchef. Er stellt sich mit Giselle dem Bremerhavener Publikum vor.
2010
Ulrich Mokrusch wird Intendant.
2011
In der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne als bestes Theater abseits der Zentren ausgezeichnet.
1. Oktober 2011
Das Stadttheater Bremerhaven feiert sein 100-jähriges Bestehen am Theodor-Heuss-Platz.
2012
In der Kritikerumfrage der Opernwelt als bestes Opernhaus des Jahres nominiert, ebenso wie das spartenübergreifende Projekt The Fairy Queen/Ein Sommernachtstraum (Purcell/Shakespeare) in der Regie von Ulrich Mokrusch als bestes Gesamtereignis 2012.
2013
Ausgezeichnet mit dem Innovationspreis der IHK Bremerhaven für die 2011 gegründete Kinder- und Jugendtheater-Sparte JUP! (später JUB!; heute: JUB).
2014
Marc Niemann wird Generalmusikdirektor.
2015
Mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. In der Begründung der Jury für die Auszeichnung des Stadttheater Bremerhaven heißt es: «Das Stadttheater Bremerhaven hat auf vorbildliche Weise gezeigt, wie sich ein Haus abseits großer Theatermetropolen auf die Stadt und ihre Bevölkerung zubewegen und sich mit der Geschichte, der aktuellen Situation und den drängenden Problemen seines Ortes auseinandersetzen kann. Durch spartenübergreifende Produktionen und Rechercheprojekte sowohl im Theater selbst wie auch an exponierten Außenspielorten stellt sich das Theater der spezifischen Situation einer Hafenstadt im Spannungsfeld von Arbeitslosigkeit, Werftenkrise und wirtschaftlichem Wandel.»
2016
In der Deutschen Bühne unter den besten drei Theatern des Jahres abseits der Zentren gelistet.
2017
Start des Förderprogramms Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland der Bundesministerin für Kultur und Medien.
2018
Erneut nominiert in der Opernwelt als Opernhaus des Jahres nominiert: «Das Stadttheater Bremerhaven für seine mutige die Moderne einbeziehende Spielplangestaltung [...].»
2019
Nominiert für den International Opera Award in London für die Wiederentdeckung des Jahres mit The Lodger von Phyllis Tate.
2019
Mariechen von Nimwegen (Bohuslav Martinu) in der Regie von Ulrich Mokrusch als Wiederentdeckung des Jahres in der Opernwelt nominiert.
2021
Lars Tietje wird Intendant.
2022
Nominierung des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven für die International Classical Music Awards (ICMA) in der Kategorie «Sinfonische Werke» mit der CD EMILIE MAYER Symphonies Nos 6 & 3.
Alfonso Palencia wird Ballettchef. Er stellt sich mit Dornröschen (UA) dem Bremerhavener Publikum vor.
2023
In Kooperation mit Stadtbibliothek, Kunsthalle/Kunstmuseum und Kulturamt findet die erste «Sommerbühne vor dem Stadttheater Bremerhaven» statt. Das Open Air Festival vereint Theater, Lesungen und Performances und wird am 2. Juni mit der Premiere der Schauspielproduktion Cyrano de Bergerac eröffnet.
Nominierung des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven für den Musikpreis Opus Klassik in der Kategorie «Sinfonische Einspielung» sowie von Dirigent Marc Niemann als «Dirigent des Jahres».