Musikalisches Drama von Gian Carlo Menotti / Aufführung in deutscher Sprache
«Irgendwo in Europa» hat Gian Carlo Menotti, amerikanischer Komponist italienischer Abstammung, seiner Oper vorangestellt. John Sorel ist ein politisch Verfolgter und hält sich versteckt. Seine Frau Magda sieht nur noch einen Ausweg: für sich und ihren Mann die Einreise-Erlaubnis in ein freies Land zu erwerben. Die bekommt man nur in einem Konsulat – doch nach welchem System bleibt undurchschaubar. Vor der Tür des Konsuls, der selbst nie die Szene betritt, entscheidet seine Sekretärin über Leben oder Tod. Sie verwehrt Magda und ihrem Mann das Visum. Magda gibt jede Hoffnung auf: Sie nimmt sich das Leben.
Eine quälende und einfache Handlung, die durch Menottis Musik, die an Puccini erinnert, zu einem erschütternden Drama wird. Für Der Konsul, 1950 in Philadelphia uraufgeführt, erhielt Menotti den Pulitzer-Preis. Es ist ein in Musik gesetzter Protest gegen unmenschliche Bürokratie, der Aufschrei des in die Räder der Staatsmaschinerie geratenen Einzelmenschen – damals, heute, morgen, überall auf der Welt.
Besetzung
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Statisterie
Premiere: 17. März 2018 / Großes Haus
Dauer: ca. 2 Std. 30 Min., eine Pause nach dem 2. Akt
Einführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Oberen Foyer (außer am Premierentag).
«Zusammen mit seiner Ausstatterin Susanne Richter findet der Regisseur zeitlos wirkende Bilder, die in ihrer Klarheit und Schlüssigkeit überzeugen. [...] Im Mittelpunkt steht Inga-Britt Andersson als Magda Sorel, die alle Facetten ihrer Rolle engagiert ausspielt. Ihr großer Monolog am Ende des zweiten Aktes, eine verzweifelte Anklage gegen die Willkürherrschaft, geht unter die Haut. [...] Dem Stadttheater Bremerhaven ist mit dieser Produktion von Menottis Konsul eine tief bewegende Aufführung gelungen, die man, wenn es einem um das heutige Musiktheater ernst ist, gesehen haben sollte.»
Gerhart Asche, Weser Kurier, 26.03.2018
«Die Inszenierung von Matthias Oldag beginnt mit realistischen Bildchen aus Feierabendserien, findet aber immer mehr zu einer packenden menschlichen Geschichte. Das liegt vor allem am hohen Niveau der Inga Britt Andersson, die der Magda Sorel brennende Leidenschaft und Verzweiflung verleiht. Und an der karikierenden Intensität von Patrizia Häusermann als zynische Sekretärin, an Timothey Sharp als getriebener Widerständler. [...] Insgesamt ein unterhaltsamer Abend, der an vielen Stellen auch unter die Haut geht [...].»
Ute Schalz-Laurenze, nmz - neue musikzeitung, 20.03.2018
«Matthias Oldags Regie ist von unerbitterlicher Konsequenz. In diesen Sog steigern sich auch alle Sänger, darunter drei Gäste (die Familie Sorel) und etliche vorzügliche Solisten des Opernchores. Voran singt Inga-Britt Andersson – fast permanent auf der Bühne – eine immer verzweifeltere Magda, die sich bis zu ihrer letzten großen Szene grandios steigert. Großartig auch Mezzosopranistin Sünne Peters, die der Großmutter Persönlichkeit Struktur gibt – ihr groteskes Kinderlied für das sterbende Baby lässt einen frösteln. Bariton Timothy Sharp gibt dem Rebellen auch unheimliche Züge.
Auf der anderen Seite imponiert Mezzosopranistin Patrizia Häusermann als beinharte Sekretärin, die irgendwann doch Menschlichkeit und Courage durchscheinen lässt.»
Sebastian Loskant, Nordsee-Zeitung, 19.03.2018
«Dieses Drama, in dem das Visum, um es mit Brecht zu sagen, ‹der edelste Teil von einem Menschen› ist, entwickelt trotz einiger Längen durchaus emotionale Wucht. Was nicht zuletzt Inga-Britt Anderson zu verdanken ist, die den großen Part der Magda Sorel mit Gespür für die dramatische Entwicklung souverän ausfüllt. Für die Arie über die vermeintliche Sinnlosigkeit des bürokratischen Papierwusts erntet sie Szenenapplaus.
Ihre Gegenspielerin, die Sekretärin, gestaltet Patrizia Häusermann ebenfalls überzeugend, Timothy Sharp als John Sorel und Sünne Peters als Mutter machen ihre Sache ordentlich, auf den übrigen Positionen wird tadellos gesungen. Die Bremerhavener Philharmoniker unter Marc Niemann nehmen die dramatischen Impulse der Musik mit Vehemenz auf.»
Rolf Stein, Kreiszeitung, 20.03.2018
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