Deutsche Erstaufführung / Oper von William Bolcom / Libretto von Arnold Weinstein und Robert Altman, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Frank Norris / In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
San Francisco, Kalifornien, um 1900: Die Goldgräberstimmung ist bereits Geschichte, der gerade noch wilde Westen ist im Begriff, sich zum urbanen Spielfeld kapitalistischer Geschäftigkeit zu mausern. Seine Gier nach Gold sowie ein fehlendes Diplom werden dem Zahnarzt McTeague zum tödlichen Verhängnis. Ein unerwarteter Lottogewinn von 5000 Dollar bringt nicht nur ihn, sondern auch seine Frau Trina zu Fall. Der im Grunde gutherzige Zahnarzt wird zum Doppelmörder. Showdown in der brennenden Hitze des Death Valley, im Tal des Todes.
«Abstoßend, brutal aber realistisch» sei sein Roman, warnte der amerikanische Schriftsteller Frank Norris seine Leser 1899. Zwanzig Jahre später wurde der Stoff vom legendären Erich von Stroheim auf acht Stunden verfilmt. Kein Geringerer als Kino-Großmeister Robert Altman machte daraus Anfang der 1990er Jahre ein Opernlibretto, das William Bolcom für die Lyric Opera of Chicago vertonte. Entstanden ist eine schmissige Western-Oper, die ganz ohne Pferde auskommt, dafür aber virtuos durch Musikgattungen wie Ragtime, Blues, Musical, expressive Moderne und große Oper galoppiert.
Nach der Europäischen Erstaufführung 2016 in Linz erlebt Bolcoms Opernkrimi nun in Bremerhaven seine Deutsche Erstaufführung.
Besetzung
Premiere: 23. März 2019 / Großes Haus
Dauer: ca. 2 Stunden, 30 Minuten, Pause nach dem 1. Akt
Einführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Oberen Foyer (außer am Premierentag).
«Regisseur Matthias Oldag, der in Bremerhaven schon für eine fulminante Inszenierung von Menottis Konsul gesorgt hatte, ist mit McTeague wieder ein Volltreffer gelungen.»
«Die Charaktere der Protagonisten werden von Oldag sehr treffsicher und mit feiner Differenzierung gezeichnet. Vor allem Trinas Abdriften in eine besondere Form des Wahnsinns wird sehr deutlich.»
«Die Musik beim Hochzeitsbankett ist ausgesprochen schmissig und geht unmittelbar in die Beine. Vor allem im zweiten Teil gewinnt Bolcoms Komposition immer mehr an Eigenprofil, etwa in Trinas Wahnsinnsarie oder dem Finale voll dramatischer Schlagkraft. Marc Niemann und das Philharmonische Orchester sorgen dafür, dass niemals Langeweile aufkommt.»
«Mit James Allen Smith steht in Bremerhaven ein Sänger zur Verfügung, der die besten Voraussetzungen für die viel Kraft fordernde Partie mitbringt. Smith singt sie mit beeindruckender Intensität. […] Tijana Grujic vollbringt als Trina darstellerisch und gesanglich eine Glanzleistung.»
Wolfgang Denker, Weser-Kurier, 25.03.2019
«Regisseur Matthias Oldag, der in Bremerhaven schon Menottis Konsul beklemmend umsetzte, findet auch für diese Westernoper eine Fülle starker Bilder. Seine Inszenierung und das treffsichere Ensemble geben dem Abend Biss.»
Sebastian Loskant, Nordsee-Zeitung, 25.03.2019
«Neben wirklich tollen Einfällen wie dem Nevada-Duett oder den McTeague!-Rufen des Männerchores rührt der Komponist immer wieder eine überraschend dezente Klangmasse an. Diese dient als rhythmisch strukturiertes Fundament, über das gleichsam in Schichten Soloinstrumente oder Instrumentengruppen gebreitet werden […].»
«Weil die Aufführung lebt, Chor und Orchester eine Qualität zeigen, die man in einer so kleinen Stadt nur bedingt vermutet. Was auch für weite Teile des extrem engagierten und spiellustigen Solistenensembles gilt, aus dem zwei Sänger deutlich herausragen: James Allen Smith mit nimmermüdem Tenor als McTeague und vor allem Patrizia Häusermann als verrückte Maria. Wie sie mit dieser Musik spielt, und zwar mit dem ganzen Körper, will man gesehen haben.»
Andreas Falentin, Die Deutsche Bühne, 24.03.2019