9. Mai 2023 // Großes Haus
Vor 25 Jahren hat Mario Di Rosa seine Heimatstadt Bremerhaven verlassen, um in Italien Gesang zu studieren. Jetzt kommt er als gefeierter Opernsänger für einen Liederabend am Stadttheater das erste Mal zurück. Doch bei der Probe hat er ständig die Stimmen seiner Vorfahren im Kopf, die ihm als Kind erzählt haben, was 100 Meter von dieser Bühne entfernt vor 83 Jahren passiert ist. Damals sind die Sinti aus Bremerhaven im Polizeigefängnis an der Karlsburg gesammelt und anschließend über den Hannoverschen Bahnhof in Hamburg in Konzentrationslager in den besetzten Gebieten Polens deportiert worden. Marios Managerin versteht sein Problem zunächst nicht und treibt ihn zum Singen an. Stück für Stück lässt sie sich aber in die Geschichte hineinziehen. Werden sie gemeinsam wieder hinausfinden und den Auftritt bewältigen?
Die Erzählungen der Vorfahren, die langsam aus den Erinnerungen auf die Bühne drängen, basieren auf historischen Dokumenten und Interviews mit Zeitzeugen. Über die in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung des Sängers und seiner Managerin wird die historische Perspektive mit den Fragestellungen der Enkelgeneration verbunden. Dabei geht es auch um das Zusammenleben der Nachkommen von Opfern und Tätern.
Die Musik als gleichberechtigtes drittes Element der Inszenierung verkörpert die emotionale Seite der Erinnerung – sie ist eine eigenständige ›Stimme‹, die die Akteure mit der Vergangenheit konfrontiert und die diese im Laufe des Stückes immer mehr in sich hineinlassen. Die aus Eigenkompositionen bestehende Musik greift verschiedene Traditionen der Sinti und Roma auf, enthält aber auch klassische Momente.
Gefördert von der Stadt Bremerhaven.
REGIE Ralf Lorenzen
REGIEASSISTENZ Dardo Balke
MUSIKALISCHE LEITUNG Dardo Balke
Sprecher
Marios Managerin
Musik
GÄSTE Projektchor der Geschwister-Scholl-Schule