Giorgio Battistelli

EIN KONZEPT DER HETEROGENITÄT

GMD Marc Niemann im Gespräch mit composer in residence Giorgio Battistelli

Portraitfoto von Giorgio Battistelli im blauen Auzug auf dem Sitz eines Theatersaals.

 

MN: Du bist ein sehr vielseitiger Komponist. Aber in den letzten Jahren hast du mit großem Erfolg einen Schwerpunkt auf das Opernrepertoire gelegt. Worin besteht deine Faszination für die Oper oder für Bühnenmusik im Allgemeinen?

GB: Ich denke, mein Schreiben ist nicht an eine eklektische Ästhetik gebunden, sondern an ein Konzept der Heterogenität. Das Schreiben für das Theater ist von seinem Wesen her multidimensional, und es muss sich aus vielen verschiedenen Elementen speisen. Ich finde im Schreiben für das Musiktheater eine dramaturgische und erzählerische Dimension, die ich brauche. Ich bin mit dem Zuhören und Erzählen von Geschichten geboren und aufgewachsen.

MN: Wenn du von einem Thema inspiriert wirst, entwickelst du zunächst eine Struktur oder legst das klangliche Material fest, bevor du beginnst oder ist es umgekehrt so, dass der Kompositionsprozess die Struktur und das Material bestimmt?

GB: Beim Schreiben von Musik, sei es für eine Oper oder ein Instrumentalstück, ist es von grundlegender Bedeutung, die Form zu definieren. Nur die Form kann ein Werk innovativ machen.

MN: Du bist ein internationaler Künstler und deine Werke werden in der ganzen Welt aufgeführt. Gibt es Aspekte oder Elemente, die sich vor allem auf die italienische Kultur beziehen?

GB: Vielleicht eine Form von versunkener Kantabilität.

MN: Neben deiner Tätigkeit als Komponist bist du auch ein bekannter Kulturmanager, du bist und warst künstlerischer Leiter zahlreicher Orchester und Festivals. Bilden diese Tätigkeiten, einen Kontrast oder bereichern sie sich gegenseitig?

GB: Die beiden Tätigkeiten befruchten sich gegenseitig, und ich denke, dass die Tätigkeit des künstlerischen Leiters für die Verbreitung neuer Musik notwendig ist.