Vier Personen stehen auf der Bühne die wie das innere eines U-Bootes aussieht. Drei tragen orangene Mützen und hellblaue Kleidung. Zwischen ihnen steht eine Frau in einem silbernen Overall. Sie und der Mann neben ihr gestikulieren als ob sie eine imaginäre Maschine bedienen würden.

20.000 Meilen unter dem Meer

nach Jules Verne / in einer Fassung von Justine Wiechmann
// Uraufführung

ab 25. September 2025 // Kleines Haus

ca. 1 Stunde, 45 Minuten

geeignet ab 12 Jahren

Einführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Kleinen Haus

Der französische Naturwissenschaftler Professor Aronnax, sein Diener Conseil und der kanadische Harpunier Ned Land werden von der amerikanischen Regierung beauftragt, mit der Fregatte Abraham Lincoln in See zu stechen. Sie sollen herausfinden, welches seltsame Seeungeheuer in den Tiefen des Meeres sein Unwesen treibt und immer wieder Schiffe versenkt. Bei der Begegnung mit dem geheimnisvollen Untier gehen die drei über Bord und retten sich auf den Rücken des Seeungeheuers, welches sich als Unterseeboot entpuppt. Nachdem sie in das Innere des U-Boots Nautilus gelangen, begegnen sie dem geheimnisvollen Kapitän Nemo. Eine fantastische Reise durch die Tiefen des Meeres beginnt.

INSZENIERUNG Justine Wiechmann
BÜHNE, KOSTÜME & VIDEO Andreas Schmitz
MUSIK Ludger Nowak
DRAMATURGIE Peter Hilton Fliegel
LICHT Katharina Konopka

 

KAPITÄN NEMO Marsha B Zimmermann
PROFESSOR PIERRE ARONNAX Alexander Smirzitz
CONSEIL, sein Diener Frank Auerbach
NED LAND, HARPUNIER Angelika Hofstetter

PROLOG (VIDEO) Leon Häder (Billy), Julia Lindhorst-Apfelthaler (Reederin), Henning Z Bäcker (Seemann), Kay Krause (Käpt'n Howard), Isabel Zeumer (Erzähler-Stimme)

REGIEASSISTENZ & INSPIZIENZ Florian Thiel
SOUFFLAGE Birgit Ermers
THEATERPÄDAGOGIK Schirin Badafaras

20.000 Meilen unter dem Meer

nach Jules Verne / in einer Fassung von Justine Wiechmann // Uraufführung

EIN SCIENCEFICTIONKLASSIKER

Jules Vernes zweibändiger Roman 20.000 Meilen unter dem Meer gilt als Klassiker der Science-Fiction-Literatur und enthält praktisch alle Elemente, die das Genre ausmachen. Ein kontinuierlich aufgebauter Spannungsbogen bis zur Entdeckung  des U-Bootes «Nautilus», ungewöhnliche Erlebnisse im U-Boot und Tauchgänge außerhalb, Angriffe durch Schiffe und geheimnisvolle Tiere, lange (prseudo) wissenschaftliche Erklärungen über Technik und Antrieb des U-Bootes und die Welt unter Wasser. Aus allen diesen Bausteinen ergibt sich der typische kühle, manchmal lexikonartige Stil von Jules Verne, der immer wieder durchbrochen wird von plastisch geschilderten und spektakulären Abenteuerepisoden. 

Die Geschichte beginnt damit, dass immer wieder Schiffe auf offener See von einem Ungeheuer angegriffen und versenkt werden. Gerüchte breiten sich aus. Während die einen davon ausgehen, dass es sich um einen gigantischen Wal handeln könnte, deuten die Schäden an Schiffen, die entkommen können, darauf hin, dass es sich um eine Art U-Boot handeln muss. Die amerikanische Marine schickt den Meeresbiologen Prof. Aronnax, seinen Diener Conseil und den Harpunier Ned Land auf eine Forschungsexpedition, um das Untier aufzuspüren. Nach monatelanger Irrfahrt werden sie von dem vermeintlichen Ungeheuer angegriffen, das sich als Unterseeboot entpuppt. Aronnax und seine Leute werden von Nemo, dem Kapitän der Nautilus, gefangen genommen, jedoch wie Gäste behandelt. Sie genießen den Luxus und die technischen Raffinessen des U-Bootes, das ausschließlich mit elektrischer Energie betrieben wird. Kapitän Nemo hat Tauchgeräte entwickelt, mit deren Hilfe seine Gäste Wanderungen und Jagden auf dem Meeresgrund unternehmen. Die Nautilus fährt an korallenüberwucherten Segelschiffen und dem versunkenen Kontinent Atlantis vorbei und wird von einem Riesenkraken angegriffen. Sie wird von einem Kriegsschiff beschossen, an dem Nemo fürchterliche Rache nimmt: Er versenkt die Fregatte und weidet sich an ihrem Untergang. Nach diesem Schauspiel denken Aronnax und seine Begleiter nur noch an Flucht.

Am Ende wird der Leser mit vielen ungelösten Rätseln allein gelassen. Damit hüllt der Autor seinen Kapitän Nemo, der neben Ahab aus Moby Dick zu den berühmtesten Kapitänen der Weltliteratur gehört, in ein geheimnisvolles Dunkel. Es bleibt bis zum Schluss bei Andeutungen, woher Nemo stammt, wer er genau ist und warum er die Menschen so sehr hasst. 

Man kann Professor Aronnax als Alter Ego des Autors sehen. Die wissenschaftliche Neugier spricht dafür, aber auch die Abenteuerund Reiselust. Außerdem ziert ein Porträt des Professors, das nach einem Foto von Jules Verne angefertigt wurde, die französische Erstausgabe des Romans.

Peter Hilton Fliegel

«Ich bin kein sogenannter zivilisierter Mensch, Herr Professor.»
KAPITÄN NEMO

JULES VERNE

Jules Verne wird am 8. Februar 1828 im französischen Nantes geboren. Sein Vater ist Rechtsanwalt und verlangt von seinem Sohn, nach der Schulausbildung ebenfalls Jura zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt verliert sich der junge Verne bereits in  seiner abenteuerlichen Fantasie, sehr zum Ärgernis des ernsten Vaters. Nach dem Wechsel von der Universität in Nantes nach Paris 1848 knüpft Verne Kontakte zu künstlerischen Kreisen. Er schreibt ein Theaterstück, das sogar zur Aufführung kommt und zum Entsetzen des Vaters von der Treulosigkeit flatterhafter Frauen handelt. Spätestens als er 1857  die Witwe Honorine Morel heiratet, die zwei Töchter mit in die Ehe bringt, muss ein soliderer Broterwerb her: Verne wird Börsenmakler.
Nebenher schreibt er weiter und unternimmt größere Reisen durch Europa. Als aufmerksamer Beobachter der Erfindungen seiner Zeit – er führt eine Kartei mit Tausenden Notizen über neueste Entwicklungen – weiß Verne genau, was seine Zeitgenossen umtreibt und fasziniert. Er ist ein großer Anhänger der Luftschifffahrt und verarbeitet dies in dem Roman Fünf Wochen im Ballon (Cinq semaines en ballon, 1863). Das Buch löst eine Sensation aus. Verleger Hetzel konzipiert eine ganze Serie von abenteuerlichen Reisen und gibt Verne einen festen Vertrag. In rascher Folge erscheinen Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la terre, 1864), Von der Erde zum Mond (De la terre à la lune, 1865) und Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer (Vingt mille lieues sous les mers, 1869/70). 1871 zieht Verne mit seiner Familie nach Amiens, wird Vorsitzender der dortigen Académie, kauft sich Jachten und frönt seiner Reiselust. Weitere Erfolgsromane erscheinen, unter anderem Reise um die Erde in achtzig Tagen (Le tour du monde en quatrevingts jours, 1873) und Die geheimnisvolle Insel (L’Ile mystérieuse, 1874). Mit Auszeichnungen überhäuft und ein riesiges Werk hinterlassend, stirbt Verne am 24. März 1905.

UNVOLLKOMMENE PERFEKTION

Die wohl markantesten Merkmale des Wes-Anderson-Styles sind die stimmungsvolle Farbgestaltung sowie die symmetrische Kameraeinstellung. Zusammen erzeugen diese eine Retro-Optik, die es schafft, Zuschauer in andere Epochen zu entführen. Vor dem Hintergrund, dass viele Filme Wes Andersons in der Vergangenheit spielen, ist dies eine nicht zu unterschätzende Stärke. The French Dispatch zum Beispiel handelt von einem fiktiven Magazin im Frankreich der 1950er Jahre. Die Außenaufnahmen sind geprägt von dezenten Grau- und Blautönen. In Moonrise Kingdom schafft es Anderson die Zuschauer mit vielen Ocker- und Grüntönen ins Neuengland der 1960er-Jahre zu locken. Grand Budapest Hotel spielt gleich in mehreren verschiedenen Zeiträumen. Das namensgebende Hotel ist dementsprechend jeweils in unterschiedlichen Farben gestaltet – innen wie außen. In letzterem Film verwendet Anderson sogar verschiedene Bildformate, um die Epochen voneinander abzugrenzen.

Retro ist ohnehin angesagt und Wes Anderson schafft es, mit seinem Stil nostalgische Gefühle auszulösen. Er präsentiert die Vergangenheit in einer unvollkommenen Perfektion, der man sich als Betrachter kaum entziehen kann. Dazu trägt auch die so charakteristische Symmetrie der Bilder bei. Dass wir Menschen uns von Symmetrie angezogen fühlen, zeigt sich bereits im Miteinander. Studien konnten belegen, dass wir andere Menschen attraktiver finden, je symmetrischer sie sind – dies gilt sowohl für den Körperbau, als auch für die Gesichtspartien. Kein Wunder also, dass wir uns auch in anderen Lebensbereichen an symmetrischen Formen erfreuen.

Der Einfluss Wes Andersons schwappt mittlerweile aus den Fernsehbildschirmen in die Realität über. Unter dem Titel @accidentallywesanderson sammelt Wally Koval seit 2017 auf seinem Instagram-Account Fotos von Orten auf der ganzen Welt, die direkt aus einem Wes-Anderson-Film stammen könnten. Im Jahr 2020 fasste er diese faszinierenden Aufnahmen mit der klassischen Anderson-Ästhetik sogar in einem Bildband zusammen. Zu sehen sind darauf vor allem Bauwerke. Aber nicht nur Architekturfans kommen auf ihre Kosten, auch Naturspektakel und alltägliche Situationen sind im farbenfrohen Wes-Anderson-Style dargestellt. Eines ist gewiss: Wer sich nicht schon durch die Filme verzaubern lassen hat, sucht spätestens dadurch zukünftig die Symmetrie in seinem Leben.

Philipp Müller

«Dieses riesige Ungeheuer und die leuchtenden Farben … das ist alles ganz schön … unheimlich gut organisiert.»
PROFESSOR ARONNAX

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Stadttheater Bremerhaven
SPIELZEIT 2024/2025, Nr. 23
INTENDANT Lars Tietje
VERWALTUNGSDIREKTORIN Franziska Grevesmühl-von Marcard
REDAKTION Peter Hilton Fliegel 

QUELLEN
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/zwanzigtausend-meilen-unter-meer/38

«Wes-Anderson-Style: Architektur im Film gekonnt inszeniert» von Philipp Müller, veröffentlicht am 6. Dezember 2022 auf https://magazin.schindler.de/kultur/wes-anderson-style

Der Text «Ein Science-Fiction-Klassiker» ist ein Originalbeiträge für diesen Programmflyer.
Die Texte wurden zum Teil redaktionell gekürzt oder bearbeitet.Urheber:innen, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

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