PREMIERE 9. November 2019 // Großes Haus
DAUER ca. 2 Std. 50 Min., eine Pause
Einführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Oberen Foyer.
Im September 1924 kommt Oskar Matzerath in Danzig zur Welt – ein sonderbares Kind, dessen geistige Entwicklung bereits mit der Geburt abgeschlossen ist. An seinem dritten Geburtstag beschließt er, sich der Welt der Erwachsenen zu verweigern und stellt kurzerhand das Wachstum ein. Seitdem ist eine rot-weiße Blechtrommel sein Lieblingsspielzeug. Aus der Perspektive eines vermeintlich unschuldigen Kindes beobachtet er von nun an die verkommene Welt der Großen und wird Zeuge von Ehebruch und Naziparaden, von Ignoranz und Anpassung, von Pogromnacht und Krieg. Dabei ist Oskar ein doppelgesichtiger Rebell, der trommelnd und schreiend versucht, die Welt aus dem Takt zu bringen. Er ist ein durchtriebener Stratege, der für viele zum Unglück wird. Er ist ein gnomenhafter Frauenheld mit ungewöhnlichem erotischem Talent. Erst nach dem Tod seines
potenziellen Vaters Alfred beschließt er, die Trommel mit ihm zu begraben und wieder zu wachsen. Da ist der Krieg bereits verloren und Europa liegt in Trümmern.
Mit sprachgewaltiger Lust am Fabulieren erzählt Günter Grass eine 50 Jahre umspannende Familiengeschichte. Dafür steigt er tief hinab in die deutsche Historie des 20. Jahrhunderts – in den Mief des Untertanengeistes, der dem zerstörerischen Größenwahn des Nationalsozialismus den Boden bereitete. Der Roman brachte Grass den literarischen Durchbruch und den Nobelpreis für Literatur. Die Verfilmung von Volker Schlöndorff von 1979 verschaffte ihm erneut weltweite Aufmerksamkeit.
Inszenierung Mark Zurmühle
Bühne Eleonore Bircher
Kostüme Ilka Kops
Dramaturgie Nadja Hess
Regieassistenz Antonia Klein
Soufflage Birgit Ermers
Inspizienz Ana María Carreira Rodríguez
«Jeder kann hier auf seine Kosten kommen, ganz unabhängig vom Vorwissen. Vergleiche sind natürlich reizvoll – und die Bremerhavener Inszenierung kann sie auf alle Fälle bestehen. Sie wirkt sehr präzise und durchdacht, hat die richtige Länge, bietet stimmungsvolle Bilder und originelle Einfälle.»
«Das gesamte Ensemble zeigte sich sehr wandlungsfähig. Alle schlüpfen im Laufe des Abends in verschiedene Rollen – bis auf Max Roenneberg, der seinen Oskar Matzerath sehr vital verkörpert, zwischen jungenhaft und verschlagen, zwischen schelmisch und diabolisch. Seine Leistung ist aber nur einer von vielen Gründen, weshalb sich der Weg zur Blechtrommel in Bremerhaven lohnt.»
Christine Gorny, Radio Bremen 2, 10.11.2019
«Und schon rollt sie los, die Matzerath-Maschine. Im Stück. Und als Stück. Nicht ohne Eleganz näht Zurmühle eine Art Best-of Grass'scher Szenen und Personen an- und ineinander. Gut geöltes Bildtheater. Leicht oft und zugleich intensiv sowie eindringlich. Als roter Faden fungiert dabei Max Roenneberg in buntem Ringelpulli.»
«Auf Eleonore Birchers luftiger Bühne entrollt sich so ein launiger Bilderbogen. Immer wieder kippen Szenen ineinander. Immer wieder wird das Groteske, das Grass' historische Phantasie trägt, bloß- und ausgestellt.»
Tim Schomaker, Kreiszeitung, 14.11.2019