PREMIERE 20. Dezember 2019 // Kleines Haus
DAUER ca. 2 Std., eine Pause
Eine Vereinsversammlung in der Provinz. Dr. Heribert Bräsemann, Präsident des Tennisclubs TC Lengenheide, ist gerade mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Als letzter Punkt der Tagesordnung muss noch über den Kauf eines neuen Grills für das alljährliche Sommerfest entschieden werden, und dann geht der gemütliche Teil des Abends mit Bier und kaltem Nudelsalat los. Aber da schlägt Melanie, Doppelpartnerin von Erol, vor, dass man doch einen zweiten Grill anschaffen sollte, weil Erol und seine Frau ihr Grillgut nicht zum Schweinefleisch der anderen Mitglieder auf den Grill legen dürfen. Erol will diese «Extrawurst» gar nicht, aber Melanie lässt nicht locker, zum Missfallen des stellvertretenden Vorsitzenden Matthias. Und ihr Mann Torsten unterstützt ihr Anliegen zwar prinzipiell, beobachtet Melanies Fürsorge für Erol aber mit wachsender Eifersucht. Und mir nichts dir nichts ist der schönste Streit im
Gange, es ist von «Türkenwurst» und «Schweinedampf» die Rede und Heriberts Vorschlag, seinen unbenutzten Elektro-Grill zu benutzen, lehnt Erol mit dem Argument ab, das fühle sich an wie «Türken-Charity».
Im vertrauten Setting einer Jahresversammlung gelingt den beiden Autoren, die unter anderem für so bekannte TV-Formate wie «Stromberg» oder die «heute show» schreiben, das Kunststück, in einer pointierten Komödie die entscheidende Frage zu stellen: Gibt es auch am Grill eine deutsche Leitkultur? Die Zuschauer sind als Vereinsmitglieder Teil des Geschehens und erleben hautnah mit, wie sich eine Gesellschaft nachhaltig zerlegen kann, wenn Atheisten und Gläubige, Deutsche und Türken, «Gutmenschen» und Hardliner frontal aufeinanderprallen.
Inszenierung & Bühne Andreas Rehschuh
Kostüme Juliane Götz
Dramaturgie Peter Hilton Fliegel
Regieassistenz Antonia Klein
Soufflage Birgit Ermers
Inspizienz Ana María Carreira Rodríguez
«Und die Zuschauer wissen nicht, ob sie lachen, weinen oder sich ertappt fühlen sollen bei den ‹Man wird ja noch mal was sagen dürfen›-Sprengsätzen, die da am laufenden Band auf sie niederprasseln. Nur eins sei schon mal gesagt, es ist ein grandioses Experiment, dem sie da beiwohnen.»
«Regisseur Rehschuh verwandelt diese Vorlage in ein schnelles, sehr schnelles Match. Dabei hält er gekonnt die Balance zwischen Komik und Ernst, zwischen leisen, nachdenklicheren Passagen und wirklich fiesen Wortgefechten.»
«‹Im Frieden und im Krieg / bringt die Wurst den Sieg!›, dichtet der Werbetexter Torsten im Stück einmal. Das vielleicht nicht. Aber ein Bühnenhit allemal.»
Anne Stürzer, Nordsee-Zeitung, 23.12.2019
«[...] Bremerhaven schlägt hier einmal mehr aus der Reihe der berechenbaren und oft nicht überraschenden Stadttheaterlandschaften, abseits der Metropolen.»
«3D-Kino oder Virtual Reality Brillen können da nicht mithalten: Hier sitzen wirklich alle Zuschauerinnen und Zuschauer mittendrin im Geschehen – und so nah habe ich Theater selten erlebt.»
Marcus Behrens, Radio Bremen Zwei, 20.12.2019