News
23.05.2024
Wir haben die Wahl!
«Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.» (Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1, Satz 1)
Vor zehn Jahren hat Navid Kermani eine viel beachtete Rede zum 65. «Geburtstag» unseres Grundgesetzes gehalten, die nichts an Gültigkeit verloren hat. Mit Blick auf den Artikel 1 heißt es dort, «das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland [beginnt] mit einem Paradox. Denn wäre die Würde des Menschen unantastbar, wie es im ersten Satz heißt, müsste der Staat sie nicht achten und schon gar nicht schützen, wie es der zweite Satz verlangt.»
Mit diesem «einfachen, auf Anhieb kaum merklichen Paradox» erklärt das Grundgesetz den Staat «zum Diener der Menschen, und zwar grundsätzlich aller Menschen, der Menschlichkeit im emphatischen Sinn».
Im weiteren Verlauf der Rede verweist Kermani jedoch auch auf die Entstellung des Artikels 16. Der kurze und bündige Satz «Politisch Verfolgte genießen Asylrecht» wurde 1993 ergänzt und «geriet zu einer monströsen Verordnung aus 275 Wörtern, die wüst aufeinandergestapelt und fest ineinander verschachtelt wurden, nur um eines zu verbergen: dass Deutschland das Asyl als Grundrecht praktisch abgeschafft hat».
Da bleibt nur, immer wieder an Willy Brandts berühmten Satz aus seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 11. Dezember 1971 zu erinnern: «Ein guter Deutscher kann kein Nationalist sein.» Es ist an uns, uns zu entscheiden, ob wir eine offene Gesellschaft schaffen und erhalten wollen oder nicht. Wir haben die Wahl, nicht nur am 9. Juni 2024, sondern jeden Tag.
Die ganze Rede von Navid Kermani zur Feierstunde «65 Jahre Grundgesetz» können Sie im Web-Archiv des Bundestages nachlesen. Es ist eine sehr lohnende Lektüre.
Quellen:
Bundesministerium der Justiz
Rede von Dr. Navid Kermani zur Feierstunde „65 Jahre Grundgesetz“
27.03.2024
Welttheatertag – Theater für die Demokratie
Zum Welttheatertag am 27. März 2024 bündelt der Deutsche Bühnenverein mit der Kampagne THEATER FÜR DIE DEMOKRATIE Aktionen der Theater und Orchester für Freiheit und Vielfalt in der Gesellschaft. Der Verband macht so das Engagement der Bühnen in Deutschland für die Demokratie sichtbar. Mit der Kampagnenseite www.theaterfürdiedemokratie.de wurde eine Plattform geschaffen, die sich zunehmend mit Inhalten füllen wird. Zum Welttheatertag am Mittwoch, 27. März 2024, werden dort erste gemeinsame Erklärungen und Aktionen der Theater und Orchester veröffentlicht.
Dr. Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Hamburgs Senator für Kultur und Medien, erklärt zum Welttag des Theaters: «Bühnenkunst lebt von der Freiheit, die Welt als veränderbar zu denken und zu spielen. Diese Freiheit gedeiht am besten in einer lebendigen Demokratie, in der die Vernunft in der Vielheit ihrer Stimmen zu finden ist. Wir spielen in Theatern und Orchestern, weil wir für etwas sind: Für Freiheit. Für Vielfalt. Für Gerechtigkeit. Für Phantasie. Für Solidarität. Kurz: Für die Demokratie.»
Die Aktion ist entstanden auf Initiative der Intendant:innen im Deutschen Bühnenverein. Hasko Weber, Intendant Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar, Co-Vorsitzender der Intendant*innengruppe und Vizepräsident des Deutschen Bühnenvereins, sagt: «Theater ist mehr als die Arena der Konflikte und Gegensätze, der Ideen und Ideale, der Hoffnungen und Illusionen. Das Theater ist auch eine Quelle der Zuversicht und der Motivation, der Empathie und der Freiheit. Und diese Freiheit gilt es zu vertreten und zu verteidigen. Verabsolutierungen und Radikalisierungen, wie sie sich inzwischen gesellschaftlich abzeichnen, gilt es gemeinsam entgegenzutreten. Der Welttheatertag bietet dafür eine wunderbare Gelegenheit.»
Der Welttheatertag, 1961 vom Internationalen Theaterinstitut (ITI) initiiert, wird jährlich am 27. März von den ITI-Zentren und der internationalen Theatergemeinschaft begangen. Weltweit wird am 27. März – dem Eröffnungstag des ITI-Festivals Theater der Nationen 1962 in Paris – eines jeden Jahres mit verschiedenen Aktionen die Besonderheit der Theaterkunst gewürdigt und gefeiert. Zentral ist dabei die jährliche Botschaft einer Theaterpersönlichkeit von Weltformat, die sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung und Wirkung der Theaterkunst auseinandersetzt. Die Botschaft zum Welttheatertag 2024 stammt vom Autor, Dramatiker und Literaturnobelpreisträger Jon Fosse, die Sie hier finden: www.iti-germany.de/weltverband/welttheatertag.
19.02.2024
Statement zur Kampagne #StoppNVFlatrate
Anlässlich der Gespräche zwischen den Künstler:innen-Gewerkschaften und dem Deutschen Bühnenverein
In dieser Woche finden Gespräche zwischen den Künstler:innen-Gewerkschaften und dem Deutschen Bühnenverein zu den bundesweiten Arbeitsbedingungen der künstlerisch Beschäftigten an den deutschen Stadt-, Landes- und Staatstheatern statt. Es geht u.a. um Arbeitszeit, Planbarkeit von Arbeitszeit, Vereinbarkeit Familie-Beruf, Regelungen zur Teilzeit und faire Bezahlung. Die Verhandlungen waren zuletzt ins Stocken geraten. Heute und morgen tagen die Spitzen der Tarifparteien in einem Workshop zu den aktuellen Themen, um anschließend wieder in konstruktive Verhandlungen eintreten zu können.
Am Stadttheater Bremerhaven befinden sich Gewerkschafts-Vertretungen und Theaterleitung im regelmäßigen konstruktiven Austausch. Das Stadttheater Bremerhaven hat zudem seit vielen Jahren eine Dienstvereinbarung, die die Beschäftigung über den Tarifvertrag hinaus genauer regelt.
«Es gibt immer etwas, wo wir noch besser werden können, aber grundsätzlich pflegen Beschäftige und Leitung am Stadttheater Bremerhaven einen sehr fairen Umgang miteinander.» , so Intendant Lars Tietje.
Yvonne Blunk (Sängerin Opernchor, VdO Ortsverband Bremerhaven) dazu: «Es ist wichtig, die Öffentlichkeit über unsere Arbeitsbedingungen zu informieren und transparent zu machen, was es mitunter bedeuten kann, als künstlerisch Beschäftigter am Theater zu arbeiten. Die Kampagne #StoppNVFlatrate der Gewerkschaften BffS, VDO und GDBA möchte eben dies erreichen, um im Anschluss gemeinsam mit dem Deutschen Bühnenverein die allgemeinen Vertragsbedingungen zu verbessern.»
Marc Vinzing (Schauspieler, GDBA Ortsverband Bremerhaven) ergänzt: «Am Stadttheater Bremerhaven sind wir seit Jahren aus den Ensembles heraus und von Gewerkschaftsseite aktiv an einem Dialog mit der Theaterleitung beteiligt, der zum Ziel hat, unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern. So kam es auch im Zuge der Gewerkschaftsaktion #StoppNVFlatrate zu dieser gemeinsamen Pressemitteilung, die den Geist der gemeinsamen Zusammenarbeit stärken und fördern soll – für uns am Stadttheater, aber auch als positives Signal in die kommenden Verhandlungsrunden.»
Yvonne Blunk, Marc Vinzing und Lars Tietje wünschen sich von den Tarifparteien heute und morgen gute Gespräche und anschließend konstruktive Verhandlungen im Sinne der Theater und ihrer Beschäftigten.
Ergänzende Informationen
Künstler:innen wie Schauspieler:innen, Sänger:innen (Chor und Solo), Tänzer:innen, aber auch Dramaturg:innen, Disponent:innen und Marketing-Mitarbeiter:innen werden an den öffentlich getragenen Stadt-, Landes und Staatstheatern in Deutschland nach dem Tarifvertrag «Normalvertrag Bühne» angestellt. Der Tarifvertrag ist v.a. auf die Beschäftigung in einem Proben- und Vorstellungsbetrieb zugeschnitten.
Seit Monaten verhandeln die Tarifparteien – die Gewerkschaften BFFS (Bundesverband Schauspiel), VdO (Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles) und GDBA (Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger) sowie auf Arbeitgeberseite der Deutsche Bühnenverein (Deutscher Bühnenverein – Bundesverband der Theater und Orchester) dazu, die Arbeitsbedingungen für Künstler:innen an den Theatern zu verbessern und die Rahmenbedingungen einerseits an die sich verändernden Bedürfnisse der Beschäftigten und andererseits an die sich verändernden Herausforderungen der öffentlich getragenen Theater anzupassen. So konnte z. B. in den letzten eineinhalb Jahren einvernehmlich die Mindestgage für Solist:innen um über 20 Prozent erhöht werden.
In der vergangenen Woche riefen die NV-Bühne-Gewerkschaften unter dem Hashtag #StoppNVFlatrate zu Aktionen in den Theatern auf, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen.
23.12.2023
Der letzte Podcast vor New York
Stadttheater auf die Ohren! Nachdem dies bereits seit einigen Jahren mit Rampensau bei Radio Weser.TV möglich ist, begrüßen wir ab sofort ein neues Format: Fundstück.
Bei Fundstück treffen zwei Ensemblemitglieder unvorbereitet aufeinander – vor ihnen auf dem Tisch wartet ein Requisit. Und damit geht es los! Es entstehen angeregte Gespräche zwischen Sänger:innen und Schauspieler:innen, zwischen Tänzer:innen und Musiker:innen. Für das Publikum sonst auf der Bühne zu erleben, erzählen die Künstler:innen hier aus ihrem Leben vor, neben und hinter dem Theatervorhang.
Neue Folgen erscheinen auf Spotify sowie unter www.stadttheaterbremerhaben.de/podcast
Viel Spaß beim Reinhören: Folge 1 von Fundstück