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Die Rente von Ida und August Bodendiek reicht einfach nicht um über die Runden zu kommen. Da entscheiden sie sich, ein Zimmer in ihrer Wohnung unterzuvermieten. Das kommt Klaus Jäger gerade recht, denn dieser ist genervt von seinem Vater und dessen neuer Frau, die vermeintlich nur am guten Geld des Vaters interessiert ist und will nun nicht mehr zu Hause wohnen. Er stellt sich bei Ida Bodendiek vor, erklärt, dass er das Zimmer nur tagsüber braucht, da er nachts als Fernfahrer arbeitet und bekommt direkt die Zusage. Blöd nur, dass August Bodendiek schon Lisa Franzen das Zimmer versprochen hat. Lisa benötigt allerdings nur nachts das Zimmer, da sie tagsüber als Privatsekretärin arbeitet. Da wittern die Bodendieks das große Geschäft und vermieten es an beide Interessenten.
Ab jetzt beginnt eine aufregende Zeit für die Bodendieks. Zum einen bleibt immer nur kurz Zeit das Zimmer am Abend und am Morgen wieder auf Vordermann zu bringen, zum anderen dürfen sich Lisa und Klaus auf ihren täglichen Arbeitswegen natürlich nicht begegnen. Da haben sich die Bodendieks wohl etwas zu viel vorgenommen: Das Aufräumen des Zimmers klappt nicht immer so gut und die Begegnung der Mietenden können sie auch nicht verhindern. Scheint so als hätten sich die Bodendieks da ganz schön in etwas verstrickt.
Doch nicht genug: Auch Lisa Franzen bringt einiges durcheinander. Um ihren Job als Privatsekretärin ausüben zu können, hat sie einen Ehemann und ein Kind erfunden. Die Frau ihres Vorgesetzten ist nämlich ganz schön eifersüchtig auf die junge Frau und da brauchte es eine kleine Lügengeschichte, um ein wenig Beruhigung in die Sache zu bringen. Leider plant die Firma ihres Vorgesetzten eine Feierlichkeit, bei der Lisa mit ihrem Ehemann erwartet wird. Wer könnte denn da nun aushelfen?
Nun ja. Und dann ist da ja auch noch diese besondere Verbindung zwischen Lisa Franzen und Klaus Jäger, von der die beiden natürlich nichts wissen. Lisa’s Mutter ist nähmlich die neue Frau von Klaus’ Vater. Da haben sich die Bodendieks aber etwas mehr als nur zwei unkomplizierte Untermietende ins Haus geholt. Bleibt zu hoffen, dass sich alles am Ende zum Guten wendet.
Justine Wiechmann
Wenn die Rente nicht zum Leben reicht
Altersarmut ist kein neues Phänomen in Deutschland. Doch Betroffene sprechen nicht gerne darüber, Altersarmut ist schambesetzt. Bald wird das Problem voraussichtlich noch drängender werden: Wenn in wenigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer in Rente gehen, müssen vergleichsweise wenige Beitragszahlende viele Rentnerinnen und Rentner finanzieren. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Arbeit und Finanzen fordern schon lange Maßnahmen, um der zunehmenden Altersarmut entgegenzuwirken.
Was ist Altersarmut?
Bei Armut in Deutschland handelt es sich in der Regel nicht um sogenannte existenzielle Armut wie in Entwicklungsländern, sondern um relative Armut, die sich im Verhältnis zum mittleren Einkommen der Gesamtbevölkerung ausdrückt. Laut EU-Definition gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Nach Erstergebnissen einer Erhebung aus dem Jahr 2022 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.000 Euro netto im Jahr (1.250 Euro im Monat). Während knapp 15 Prozent der Gesamtbevölkerung von Armut bedroht sind, liegt die Armutsgefährdungsquote bei Personen ab 65 Jahren laut Statistischem Bundesamt um einiges höher, aktuell bei knapp 20Prozent.
Was kann gegen Altersarmut getan werden?
Für Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, gehören bessere Arbeitseinkommen, mehr Flexibilität beim Renteneinstiegsalter und Zuwanderung zu den wirksamsten Mitteln gegen Altersarmut. Mehr Flexibilität im Renteneintrittsalter würde das Rentensystem entlasten und dem Fachkräftemangel zumindest etwas entgegenwirken. Für Menschen, die noch arbeiten möchten, sollte dies auch unproblematisch möglich sein. Der wichtigste Punkt ist aber der Verdienst: «Der Schlüssel für eine gute Rente liegt letztlich darin, einen guten Job zu haben, möglichst Vollzeit arbeiten zu können und ein gutes Arbeitseinkommen». In Deutschland arbeite aber jeder fünfte Beschäftigte im Niedriglohnbereich und könne nichts für den Ruhestand ansparen. Über die Hälfte der Frauen arbeiten in Teilzeit. Viele würden gerne mehr arbeiten, wenn sie könnten. Voraussetzung dafür seien gute Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Auch Zuwanderung sei angesichts der demografischen Entwicklung und Überalterung in Deutschland wichtiger denn je, «nicht nur, um Fachkräfte-Probleme zu lösen, sondern eben auch, um Menschen zu haben, die in die Sozialkassen einzahlen», so Fratzscher.
«Wenn de uns Rentners nich so steefmüdderlich behanneln dä, harrn wi ‘t nich nödig, frömde Lüüd in ‘t Huus to nehmen.»August Bodendiek
Interview
Süster Kristin Paulsen ist neu im Ensemble der Niederdeutschen Bühne und spielt die Rolle der Lisa Franzen.
Liebe Süster, erzähl gerne einmal etwas über Dich und Deinen bisherigen Weg auf der Bühne.
Moin! Mein Name ist Süster Kristin Paulsen, ich wurde in Husum geboren und bin ausgebildete Musicaldarstellerin. Studiert habe ich in München und seitdem bin ich beruflich viel unterwegs. Am Stadttheater Bremerhaven habe ich bereits bei der Produktion Spamalot in der Spielzeit 23/24 mitgetanzt. Und bei der Niederdeutschen Bühne habe ich als Inspizientin eine Produktion begleitet.
Wie bist Du zur NDB gekommen?
Eines Abends, vor einer Spamalot Vorstellung, saß ich in der Maske und wir haben über meinen Namen gesprochen, der oft Thema ist, aus dem Plattdeutschen kommt und «Schwester» bedeutet. Da wurde mir dann die NDB mit dem Hinweis «die suchen immer junge Spieler:innen» empfohlen.
Konntest Du denn schon Platt sprechen?
Leider gingen meine spontan abrufbaren Plattdeutsch-Kenntnisse nicht über «Geev mi mal de Melk», was ich bei Freunden der Familie auf dem schleswig-holsteinischen Land am Frühstückstisch lernte und die typischen Sätze wie «Wat mutt dat mutt» oder «Nich lang snacken, Kopp in Nacken» hinaus. Genau das hat mich fasziniert: Spielerisch mehr Platt lernen und mich somit auch mit meiner Heimat zu verbinden.
Was fasziniert Dich am Platt sprechen und wie gelingt es Dir, es zu lernen?
Mich mehr mit dieser Sprache auseinanderzusetzen, stand schon immer auf meiner To-Do-Liste.
Bei meiner Ausbildung in München ist mir aufgefallen, dass in Bayern sehr häufig Dialekt gesprochen wird und es irgendwie selbstverständlicher ist. Ich finde es wichtig, auch das Niederdeutsche zu erhalten. Man kann Platt sehr gut über die Melodie der Sprache lernen und manche Wörter muss man einfach schlicht auswendig lernen. Den Text für Keen Utkamen Mit Dat Inkamen lerne ich auch mit Unterstützung unserer Souffleurin. Irgendwann bekommt man ein Gefühl für den Fluss der Sprache.
Was ist für Dich besonders spannend an der aktuellen Produktion?
Ich finde es total interessant, viel über die 1950er Jahre zu lernen. Die Frauen in dieser Zeit waren noch nicht so emanzipiert. Es brauchte Kreativität, um auf eigenen Beinen zu stehen. Das zeigt sich für mich besonders in der Figur der Lisa Franzen. Sie sucht sich besondere Wege, um ihren Job ausüben zu können, ist selbstbewusst und lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Außerdem finde ich diese Art der Komödie, die mit Verwirrungen spielt, spannend. Wer weiß was? Warum ist wer sauer auf wen? Es gibt keinen linearen Fluss, ständig wendet sich das Blatt. Es wird einfach nicht langweilig. Als Zuschauer:in muss man unbedingt dranbleiben.
Und zum Schluss: Was schätzt Du an der Zusammenarbeit mit dem Ensemble der NDB?
Ich finde es toll, dass alle unterschiedlich sind. Es gibt keine Konkurrenz und man kann sich gut nebeneinander entwickeln. Das ist ja in manchen Musicalensembles leider ganz anders, dort gibt es diese Diversität eher nicht. Das Ensemble ist sehr familiär und alle unterstützen sich gegenseitig, auch privat. Es macht Spaß, dabei zu sein.
Das Interview führte Justine Wiechmann.
Impressum
HERAUSGEBER Stadttheater Bremerhaven
SPIELZEIT 2024/2025, Nr. 6
INTENDANT Lars Tietje
VERWALTUNGSDIREKTORIN Franziska Grevesmühl-von Marcard
REDAKTION Justine Wiechmann
QUELLEN
https://www.deutschlandfunk.de/altersarmut-rente-altersversorgung-rentenluecke-100.html, letzter Zugriff am 7. Oktober 2024.
Wempner, Fritz. «Keen Utkamen Mit`t Inkamen». Karl Mahnke, Inh. Maria Mahnke - Theaterverlag, Verden.
Der Text «Inhalt» und das «Interview» mit Süster Kristin Paulsen sind Originalbeiträge für diesen Programmflyer. Die Texte wurden zum Teil redaktionell gekürzt oder bearbeitet.
Urheber:innen, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.