ALS DAS WÜNSCHEN NOCH GEHOLFEN HAT ...
Im Märchen Vom Fischer und seiner Frau, das die Brüder Grimm in ihrer Sammlung aufgenommen haben, fängt ein armer Fischer einen magischen Fisch, der ihm verspricht, ihm einen Wunsch zu erfüllen, wenn er ihn wieder frei lässt. Das zu tun, ist viel verlangt: Der Fischer und seine Frau sind bettelarm und leiden Hunger. Für unsere Kinderoper Gold! hat Flora Verbrugge noch Jakob erfunden, den Sohn von Fischer und Frau. Er findet den Fisch. Sein Wunsch – Schuhe – ist so bescheiden in der Not, dass wir gleich denken: Ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen. Doch dann geht es los: Mutter und Vater übernehmen, und die Wünsche werden größer. In jeder neuen, besseren Lage entdecken sie schnell, was noch besser sein könnte und wünschen sich mehr vom Fisch. Auch Jakob gerät in den Rausch von schönen Dingen. Das Haben-Wollen wird so stark und die Möglichkeit der Wunscherfüllung so selbstverständlich, dass es keine Grenze zu geben scheint. Gierig wünscht die Familie sich jede Menge Zeug zusammen. Doch dass das Gefühl, unglücklich zu sein, das sich immer wieder einstellt, nicht unter einem Berg von Sachen zu verbergen ist, merken sie nicht. Sie leben in der Vorstellung: Wenn ich erstmal dies oder das habe, dann kann ich wieder glücklich sein. Und wenn sie das dann haben, bringt die neue Situation wieder neue Wünsche. Darüber verlieren sie den Blick für einander und können das, was sie jetzt haben, nicht genießen.
In unserer Wirklichkeit haben wir keine Wünsche frei. Gierig sind wir trotzdem oft. Kennst du das, wenn du immer mehr von etwas haben willst, obwohl du weißt, dass du schon genug hast? Das kann Spielzeug sein oder Süßigkeiten, für manche ist das Kleidung, vielleicht auch alles, was man für ein Hobby braucht. Wie fühlt diese Gier sich an? Warum ist sie nicht gut für uns? Wie werden wir sie los?
Gold ist ein sehr wertvolles Metall. Das Wertvollste, das Jakob und seine Familie am Ende haben, sind sie selbst und dass sie zusammen sind. Schreib in den Bauch des Fisches, was das wertvollste ist, das du hast. Oder magst du ihn lieber bunt ausmalen? Vielleicht schreibst du auch deine Wünsche in den Fisch?
Impressum
Saison 2024/2025
Stadttheater Bremerhaven
Intendant: Lars Tietje
Redaktion: Bianca Sue Henne